Mittwoch, 31. Oktober 2012

Nie und nimmer für immer

Ich kann Dinge schlecht zu Ende bringen. Ob es sich um den kleinen Rest in der Zahnpastatube, den letzten krümeligen Keks in der Packung oder die verbleibenden 50 Milliliter in der Wasserflasche handelt: Ich gehe da nicht dran. Das muss der Mann an meiner Seite übernehmen. Abschiede liegen mir nun mal nicht. Schon gar nicht, wenn ich  einem lieb gewonnen Menschen "Tschüss" sagen muss. Manchmal hat diese Macke aber auch etwas Gutes. Neulich zum Beispiel hatte ich den Chip der alten Digitalkamera in der Hand. Darauf: Bilder aus den vergangenen vier Jahren. Die konnte ich bisher nicht löschen, ist ja klar. Und nur deshalb sind mir diese wunderbaren Fotos von Emil wieder untergekommen. Ein kleines zehn Monate alte Baby, das an einem der letzten warmen Oktobertage im Jahr 2010 ganz versonnen die Wiese in unserem Garten entdeckt. Von so etwas darf man sich doch gar nicht verabschieden, oder?













Samstag, 27. Oktober 2012

Zweimal täglich

"Machst Du Meme?!" - das fragt mich Emil zweimal täglich. Morgens, kurz nach dem Aufwachen, und abends, beim Zubettgehen. Es ist ein schönes Ritual, eine lieb gewordene Tradition, die sich da eingeschlichen hat. Früher, als aus dem Kind nichts als Gebrabbele kam, wurde die Milch ganz automatisch serviert. Dann hieß es auf einmal "Meme" mit dem ersten Augenaufschlag - und jetzt kommen plötzlich ganze Sätze aus dem kleinen Mund. Mal sehen, wie lange er das noch macht. Manchmal, wenn ich morgens noch viel zu müde oder am Abend einfach schlapp bin, dann nervt mich diese ganz und gar nicht subtile Aufforderung. Aber in ein paar Jahren, da bin ich mir sicher, da werden mir die Worte "Machst Du Meme?!" ganz schrecklich fehlen.

Man merkt, dass es Winter wird. Da werde ich nämlich schrecklich melancholisch. 




Freitag, 26. Oktober 2012

Ich mach' mir die Welt, wie sie mir gefällt


Emils erstes richtiges Wort war "heiß". Er hat es nicht bei uns zu Hause gesagt: Als er bei seiner Tagesmutter aus der dampfenden Tasse Tee ein Schluck nehmen wollte, ist es ihm herausgerutscht. Muss man traurig sein, wenn man das erste Wort seines Kindes verpasst? Ich denke Nein: Es gibt so viele Erste Male, die man gemeinsam erlebt. Der erste Schritt. Der erste Schuhkauf. Das ganz wunderbare erste Mal, wenn ein Kind sich nicht nur ankuschelt, sondern seine kleinen Ärmchen um den Hals schlingt und sich festklammert. Das erste Mal im eigenen Bett schlafen. Der erste Trotzanfall. Und die ersten, herrlich lustigen Wortkreationen, im wahrsten Sinne des Wortes verrückte Buchstaben, die mit größter Mühe zusammen ein Wort ergeben. Davon hat Emil ganz besonders viele. Seit einiger Zeit schreibe ich mir diese Wörter auf. Damit ich in ein paar Jahren mit einem wohligen Gefühl im Bauch daran zurückdenken kann. 





      
               
Müllwurf - Maulwurf (gibt es bei uns im Garten)

Dabeldabel - Gabelstapler (wird gern in Büchern entdeckt)

Sappsappen - Waschlappen (kommt leider jeden Tag ins Gesicht)

Schauschau - Schaukel (Highlight im Garten)

Passassan - Parmesan (für Emil ein MUSS zu Nudeln)

Tutiti - Lokomotive (die erste große Technik-Liebe)

Meme - Milch (jeden Morgen, jeden Abend, wird nur von Mama genommen)